Japans Präsenz und Beliebtheit ist in Taiwan allgegenwärtig. Wer Taiwan besucht, dem fallen schnell die vielen japanischen Restaurants, Geschäfte und auch Gebäude auf. Nach einem schweren Erdbeben in Japan im Jahre 2011 spendete Taiwan – sowohl Staat als auch Privatpersonen – über 125 Millionen Euro, mehr als alle anderen Länder zusammen. Auch in repräsentativen Umfragen schneidet Japan seit langem als das beliebteste Land unter Taiwanern ab. Ganze Einkaufszentren im Zentrum Taipeis sind japanischer Kultur gewidmet. Das Parlament tagt in einer ehemaligen japanischen Grundschule und sogar Taiwans Präsident sitzt in dem japanischen Koloniegouverneursgebäude. In Korea wäre das gänzlich undenkbar. Dort wurden fast alle Spuren japanischer Kolonialherrschaft, so wie das Gouverneursgebäude, das noch gut erhalten war, abgerissen.
Und das, obwohl Taiwan fünfzig Jahre lang eine japanische Kolonie war. In Korea, das 35 Jahre lang japanische Kolonie war, ist Japan heutzutage hingegen politisch verhasst.
Doch woran liegt das? Wie ist dieser drastisch unterschiedliche Umgang mit japanischer Kolonialgeschichte zu erklären? Um diese Fragen zu beantworten, bespreche ich in dieser Folge Kulturpanorama Geschichte, Politik und Popkultur.