Im Januar veröffentlichte der taiwanisch-amerikanische Aktivist und Journalist Brian Hioe sein Buch "Taipei at Daybreak". Darin reflektiert er über seine Erfahrungen in der Occupy-Wall-Street-Bewegung in New York (2011) und der Sonnenblumenbewegung in Taipeh (2014).
Die Sonnenblumenbewegung war eine von Studierenden geführte Protestbewegung gegen ein Handelsabkommen mit China, das als Bedrohung für Taiwans Souveränität angesehen wurde. Die Demonstrierenden besetzten 24 Tage lang das Parlament, um mehr Transparenz und Mitsprache in politischen Entscheidungsprozessen zu fordern.
Brian Hioe, Sohn taiwanischer Eltern, wuchs in New York auf und zog Anfang 20 nach Taiwan, um seine Mandarin-Kenntnisse zu vertiefen. Im Zuge der Sonnenblumenbewegung vor zehn Jahren gründete er das Online-Magazin "New Bloom" (https://newbloommag.net/), das soziale Bewegungen in Taiwan dokumentiert. Zudem erstellte er ein 1.000-seitiges Oral-History-Archiv (https://daybreak.newbloommag.net) mit Erfahrungsberichten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Proteste.
In seinem Buch verarbeitet Hioe nicht nur seine persönlichen Erlebnisse als Aktivist, sondern erzählt auch von den Hoffnungen und Herausforderungen einer Generation, die für Demokratie und soziale Gerechtigkeit kämpft. Im Interview mit Josefine Rein spricht er darüber, was von der Bewegung zehn Jahre später geblieben ist.
Der Protagonist in deiner Geschichte hat eine sehr ähnliche Biografie wie du. Taiwanische Eltern, aufgewachsen in den USA, dann zieht er als Anfang 20-jähriger nach Taipeh und gerät dort in die Sonnenblumenbewegung. Wie viel des Buches ist Biografie, wie viel ist Fiktion?
Vieles in dem Buch basiert auf meinem Leben. Das Genre ich Autofiktion, das sind fiktive Bücher, die sehr stark dem Leben des Autors entsprechen. Einige Charaktere habe ich erfunden, aber alle historischen Ereignisse sind mir so zugestoßen. Ich hätte auch Memoiren schreiben können, aber ich dachte mir, wer bin ich schon, dass ich wichtig genug bin, um Memoiren zu schreiben? Und ich mag, wie das Autofiktion als Genre erlaubt etwas künstlerischer dazustellen. Aber solche Bücher scheinen auch ein Trend zu sein, und ich frage mich, ob die sozialen Medien dazu beigetragen haben, dass man sich so sehr auf sich selbst konzentriert. Und das überträgt sich in gewisser Weise auch auf die Literatur.
„Das waren die Jahre der besatzungsähnlichen Bewegungen, als es noch möglich war, spontane Versammlungen über die sozialen Medien zu organisieren. Dies war der Ursprung der vorübergehenden Besetzungen, die in jenen Jahren überall auf der Welt stattfanden - im Nahen Osten, in Asien, in Osteuropa. In Wirklichkeit handelte es sich um eine durch die Technologie ermöglichte Konvergenz, auch wenn dies im Allgemeinen nicht so wahrgenommen wird. Occupy an sich war nichts Besonderes, aber die Tatsache, dass es in New York City, an der Wall Street, stattfand, bedeutete, dass es in gewisser Weise geheiligt wurde, als ob es die Vorlage für die Proteste bot, die danach kamen.“ (Aus dem Buch „Taipei at Daybreak“)
Du erzählst in deinem Buch wie du – oder der namenlose Protagonist - erst an der Occupy Wallstreet Bewegung in New York 2011 teilgenommen hast und dann drei Jahre später an der Sonnenblumenbewegung in Taipeh. Wo siehst du die Verbindung zwischen diesen zwei Kämpfen?
Ich meine, vieles davon hat meiner Meinung nach mit der Entrechtung zu tun, mit der junge Menschen auf der ganzen Welt unter dem Neoliberalismus zu kämpfen haben. Das ist ein Fakt, der oft vergessen wird, wenn man sich stets auf die Rolle der Sonnenblumenbewegung für die taiwanische Identität beschäftigt. Aber wenn man sich anschaut, worüber die Leute in diesen Jahren in diesen Aktivistenkreisen sprachen, dann waren das Themen wie die Occupy Bewegung oder der Arabischen Frühling. In all diesen Bewegungen ging es darum, dass die jungen Menschen nicht mehr genug Chancen hatten.
Ähnlich wie viele andere Bewegungen in den frühen 2010er Jahren ging auch die Sonnenblumenbewegung von Besetzungen aus. Wie die Bewegungen in anderen Ländern war die taiwanische Bewegung dezentral organisiert, vielleicht nicht so dezentral wie zum Beispiel 2019 dann die Hongkonger Bewegung. Auch die Occupy Bewegung war dezentral und demokratisch, aber vielleicht nicht so sehr, wie sie sich immer darstellte. In Wirklichkeit gab es eine Führung, nämlich die Leute, die die Moderation leiteten. Das ist ein klassisches Beispiel für den Begriff „Tyrannei der Strukturlosigkeit“. Die Moderatoren kontrollierten alles und ließen Leute, die sie nicht mochten, nicht zu Wort kommen. Die Sonnenblumenbewegung hingegen hatte eine deutlich sichtbarere Führung die auch als Führung bezeichnet wurde. Wegen dieser Transparenz waren sie den anderen Teilen der Bewegung gegenüber viel rechenschaftspflichtiger. Außerdem war die Sonnenblumenbewegung viel größer als das die Occupy-Bewegung im Verhältnis zur Gesellschaft. Jeder hier war davon betroffen, auf dem Höhepunkt waren 2,5% der Bevölkerung auf der Straße.
Im Frühjahr 2014 hielten Studenten und Studentinnen 24 Tage lang das Parlamentsgebäude in Taipeh besetzt. Damit verhinderten sie ein Dienstleistungsabkommen zwischen Taiwan und der Volksrepublik. Viele Taiwaner hatten befürchtet, dass ihr Land durch das Abkommen wirtschaftlich abhängig werden würde von China. Gab es eine Kritik der Sonnenblumenbewegung, die darüber hinausging?
Der linke Charakter der Bewegung ist größtenteils in Vergessenheit geraten. Hin und wieder guckt man sich vielleicht die weit linksstehenden Splittergruppen an, die sehr subkulturelle und anarchistisch orientiert waren, sowas wie die Metalsubkultur. Der Kern des Mainstreams der Bewegung war aber tatsächlich viel näher an der Linken, als die Leute glauben. Die Menschen lasen so viele Bücher, sie waren vertraut mit der Geschichte der sozialen Bewegungen, der Aufstände in der Welt. Die Menschen waren nicht nur gegen das Freihandelsabkommen mit China, weil es China war. Sie lehnten das Freihandelsabkommen ab, weil freier Handel globale Bedingungen schafft, in denen große Länder kleinen Ländern ihren Willen aufzwingen. Aber mit der Zeit verblassten diese radikalen Ideen in der Bewegung. Viele Mitglieder der Bewegung wurden schließlich Teil des etablierten politischen Systems. Und das, obwohl es gegen Ende der Bewegung Versuche gab, Direktdemokratische Vollversammlungen auf der Straße durchzuführen, wie schon bei der Occupy Bewegung. Und dort wurde kritisiert, dass das derzeitige Wahlsystem nicht demokratisch genug sei und dass es mehr direkte Stimmen aus der Öffentlichkeit geben müsse.
„In dem besetzten Raum herrscht eine Art Freiheit, die man in der kapitalistischen Gesellschaft nur selten findet, fast eine Utopie, denn plötzlich sind alle von einem Geist der gegenseitigen Hilfe und kollektiven Fürsorge beseelt...Dies war ein Ausweg aus der Unfreiheit der kommodifizierten Realität, in der alles einen Preis hat und in der alle menschlichen Beziehungen nur das Vehikel für eine Art von Austausch sind, wie mir schien. Vielleicht ist der besetzte Raum der einzige Ort, an dem echte, menschliche Beziehungen gedeihen können.“ (Aus dem Buch „Taipei at Daybreak“)
Du beschreibst in deinem Buch sehr eindrücklich die neuen sozialen Beziehungen, die zwischen den Besetzerinnen im Parlament entstehen. Was meinst du damit genau?
Ich habe in vielen Besetzungen gesehen, dass die Menschen eine Art utopischen Raum abseits des Kapitalismus schaffen. Innerhalb unserer Besetzungen gab es eine Menge kostenloser Dienstleistungen, die Angeboten werden, alles von psychologischen Diensten, Kinderbetreuung, Nachhilfe, bis hin zu kostenlosen Bibliotheken. Lebensmittel wurden gebracht, alles kostenlos. Und dazwischen viel Raum für gemeinsame politischen Diskussionen und Austausch. Gleichzeitig war es ein Raum, der relativ frei war von Hierarchien war, die sonst in einer kapitalistischen Gesellschaft dominieren. Viele Menschen haben diese Erfahrung zum ersten Mal in der Sonnenblumenbewegung gemacht und das hat für sie Vieles verändert. Auch in den Jahren nach der Bewegung gab es verschiedene Versuche, Kollektive, Kommunen und andere experimentelle Formen der gesellschaftlichen Organisierung zu schaffen. Auch bei Occupy Wall Street war das damals so.
"Ich hatte viel über die Geschichte Taiwans gelesen, aber die Anliegen der Insel schienen so klein im großen Ganzen. Ich war der Meinung, dass ich als Linker das große Ganze betrachten sollte. Das bedeutete, dass es mir nichts ausmachen sollte, wenn China Taiwan schlucken würde, zum Beispiel. Die Linke stand schließlich für die Abschaffung von Nationalstaaten und Grenzen; es wäre einfacher, auf die Auflösung aller Nationalstaaten hinzuarbeiten, wenn es weniger abzuschaffen gäbe. Also hatte ich nichts gegen die Existenz von Imperien, wenn es bedeutete, die Vereinigung der Welt zu beschleunigen." (Aus dem Buch „Taipei at Daybreak“)
So dachtest du über die Unabhängigkeit Taiwans, als du aus den USA hier herkamst. Wie hat sich deine Perspektive auf taiwanische Identität durch die Sonnenblumenbewegung verändert?
Als Marxist habe ich ein tiefes Misstrauen gegenüber Nationalismus und Identitätspolitik. Die taiwanische Bewegung für die Selbstbestimmung hatte aber in ihren Ursprüngen auch eine Verbindung zur marxistischen Linken. In dieser Geschichtsauffassung war der Nationalstaat ein wichtiger Schritt hin zum Sozialismus. Als ich also aus den USA nach Taiwan kam, war ich der Idee der taiwanischen Identität gegenüber skeptisch. Alle Formen der nationalen Identität sind letztlich historische Kategorien, die nicht ewig sind, sie entstehen und vergehen wieder. Und was mich in Taiwan überrascht hat, war, dass man sehr wohl das Bewusstsein hatte, dass es eine historisch gewachsene Identität ist. Man behauptet nicht, dass die taiwanische Identität wäre schon immer da gewesen, man weiß, dass es eine sehr junge Form der Identität ist. Es geht den Taiwanern deutlich mehr um Selbstbestimmung als um die Schaffung eines Nationalstaates mit Grenzen. Trotzdem denke ich, dass es immer die Gefahr gibt, dass sich daraus ein Nationalismus entwickelt.
Es gibt in Taiwan aber auch Ideen einer pan-chinesischen Identität. Auch in der linken Bewegung findet man heute einige, die das vertreten. Eine solche pauschale Identität soll den Konflikt zwischen der Volksrepublik und Taiwan umgehen, aber sie entspricht nicht dem, was die Menschen wirklich denken und fühlen. Als tatsächliche nationales Gefühl existiert das hier kaum. Das waren die Diskurse um taiwanische Identität, als ich Teil der Sonnenblumenbewegung wurde. Und ich musste meine vorherigen Vorstellungen hinterfragen.
„Es gab einen Grund, warum ich immer zwischen verschiedenen sozialen Bewegungen hin und her schwankte. Es war nicht unbedingt so, dass ich mich für die Welt interessierte, sondern dass ich etwas zu tun suchte, weil ich mich langweilte - ich suchte etwas Interessantes, bei dem ich mich wirklich lebendig fühlen konnte. Vielleicht war ich nur ein Nervenkitzel suchender Mensch, der die Politik als Deckmantel für seinen Drang nutzte, Intensität, Schmerz, Gewalt, Panik zu erleben; schließlich war die Leere in mir. Und doch war ich nur ein Besucher, während sie dort lebten. Ein Teil von mir hatte das Gefühl, dass mein Blick nur der eines Voyeurs war. Wie sinnlos.“ (Aus dem Buch „Taipei at Daybreak“)
Du beschreibst in deinem Buch deine inneren Konflikte über die Frage, weshalb du bei den Besetzungen mitmachst und Aktivist wirst. Was war deiner Erfahrung nach die Motivation der jungen Menschen damals, sich der Sonnenblumenbewegung anzuschießen?
In meinem Daybreak Projekt habe ich 100 Aktivisten gefragt, was sie bewegt hat bei der Sonnenblumenbewegung mitzumachen. Und niemand hatte eine klare Erklärung. Wenn ich sie gefragt habe "Wie bist du Aktivist geworden?“ haben sie Sachen geantwortet wie „Mein Freund hat mich eines Tages zu einer Demonstration geschleppt. Ich habe mit ein paar Leuten gesprochen und wurde dann zu einem anderen Protest geschleppt. Da habe ich dann Leute wiedergesehen und dann habe ich so einen Freundeskreis aufgebaut. Jetzt bin ich Aktivist.“ Die Demonstrationen waren eine große Sache in den Nachrichten und die Leute hatten das Bedürfnis, dort zu sein, ohne es unbedingt klar zu durchdenken. In Bewegungen und all diesen verschiedenen Kontexten treffe ich auf viele Menschen, die auf der Suche sind nach Zugehörigkeit, und die aktivistischen Gemeinschaften ermöglichen das. Aber bei der gemeinsamen Organisierung dieses Gemeinschaftsraumes hier, wo wir grade sind, der aus der Sonnenblumenbewegung entstanden ist, merke ich, dass einige Leute vor allem dabei sind, weil sie nach einem aufregenden Erlebnis suchen. Ich möchte aber eigentlich etwas schaffen das auch nach mir bleibt, etwas das die Gesellschaft verändern kann. Ich hatte das Privileg an verschiedenen sozialen Bewegungen teilzunehmen. Mit dem Buch möchte ich diese Erlebnisse teilen, auch um etwas zu schaffen, das bleibt.
„Alle Besetzungen müssen enden. Irgendwann. Am Ende eines jeden Traumes steht das Erwachen. ... Es ist nicht so einfach, Gott zu töten und den Himmel zu stürmen, wissen Sie? Egal, wie viele Bücher Sie gelesen haben, sie werden dabei nicht helfen.“ (Aus dem Buch „Taipei at Daybreak“)
10 Jahre sind vergangen seit der Sonnenblumenbewegung. Was ist geblieben?
Als wir letztes Jahr das 10-jährige Jubiläum feiern wollten, war es schwierig, Leute von damals zu finden, die öffentlich über die Bewegung sprechen würden. Denn viele Politiker von damals sind auch heute noch wichtige öffentliche Personen, weshalb öffentliche das Urteil über die Bewegung noch immer in Frage gestellt wird. Und dann haben einige prominente Führer der Bewegung die Seiten gewechselt. Huang Kuo-Chang zum Beispiel hat sich der Politik zugewandt und die Leute sind deshalb wütend auf ihn.
Die Auswirkungen lassen sich am besten an der Veränderung von Diskursen messen. Zum Beispiel hat die Bewegung viele jungen Menschen ermächtigt. Von den Organisationen, die aus der Bewegung entstanden sind, haben nur wenige überlebt. Wir als New Bloom sind da eher eine Ausnahme. Vor der Bewegung wurden jungen Leute als eine Art schwache und weiche Generation verspottet, weich wie Erdbeeren wurden sie genannt. Durch die Besetzungen konnte das Land sehen, dass die junge Generation sehr wohl stark und risikobereit ist. Seitdem glaubt man mehr an uns, es gibt mehr junge Stimmen in der Öffentlichkeit, mehr junge Menschen in Führungspositionen in der Politik und Zivilgesellschaft. Man könnte die Ergebnisse der Sonnenblumenbewegung an den Wahlergebnissen messen. Aber dass die DPP 2016 an die Macht kam, ist nicht das Einzige, was bleibt. Die Bewegung führt auch dazu, dass sich junge Taiwaner heute als Taiwaner identifizieren und nicht als Chinesen. Das fühlt sich heute sehr selbstverständlich und natürlich an.
Im vergangenen Jahr entstand die Blue-Bird-Bewegung, die erfolgreich einen Gesetzesentwurf der Oppositionsparteien KMT und TPP verhinderte. Der Entwurf sollte dem Parlament – und damit auch der KMT die dort die Mehrheit stellte - mehr Befugnisse einräumen. Welche Parallelen gibt es zwischen dieser Bewegung und der Sonnenblumenbewegung von 2014?
Letztes Jahr haben wir den Ausbruch einer neuen Bewegung gesehen. Das ist die größte Bewegung, die wir in den letzten 10 Jahren gesehen haben. Die Bewegung ist noch sehr neu, weshalb sie noch keine eigene junge Führung hat. Hinter den Kulissen wird sie noch immer von Figuren der Sonnenblumenbewegung geführt. Dass sind die Leute, die nicht in die Politik gegangen sind oder Superstars der Bewegung geworden sind. Die Blauer-Vogel-Bewegung versucht aber auch vieles anders zu machen als wir damals. Man geht nach der Arbeit protestieren und dann abends wieder nach Hause, an einem anderen Tag wird es wieder einen Protest geben. Es gibt bisher keine direkten Aktionen. Der Versuch ist eine länger andauernde Bewegung zu schaffen, anstatt eine so intensive wie vor 10 Jahren, die explodiert und sich dann irgendwann aufgelöst hat. Die neue Bewegung ist also auch eine Reaktion auf die historische Erinnerung an die Sonnenblumenbewegung. Bei den Blue-Bird-Protesten sehen wir Menschen, die Sonnenblumen hochalten, das historische Bewusstsein für vorangegangene Kämpfe ist also sehr präsent. Aber weil noch immer die gleichen Organisator*innen dahinterstecken braucht es langsam eine neue Generation, die die Führung der Bewegung übernimmt.
Das war Brian Hioe über sein Buch „Taipei at Daybreak“ und die Sonnenblumenbewegung, deren Erbe auch zehn Jahre später noch nachwirkt. Hieo beschreibt eindrücklich, wie diese Protestbewegung nicht nur Taiwans Verhältnis zu China geprägt hat, sondern auch eine ganze Generation politisiert hat. Eine Generation, die heute zunehmend Verantwortung in Politik und Zivilgesellschaft übernimmt. Gleichzeitig zeigt sein Buch auch die persönlichen und emotionalen Spannungen, die mit Aktivismus einhergehen: den Wunsch nach Veränderung, das Ringen um Identität und die Frage, was nach dem Protest bleibt.
Ob die aktuellen Proteste der Blue-Bird-Bewegung an die Dynamik der Sonnenblumenbewegung anknüpfen können, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Diskussionen über Demokratie, Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit sind in Taiwan noch lange nicht abgeschlossen.
Ein Beitrag von Josefine Rein.