Episode 2: Auf dem Weg zum Welterbe. Vier außergewöhnliche Kulturstätten in Nordtaiwan – Das Lo-Sheng-Sanatorium: Eine Geschichte von Heilung, Widerstand und Wandel
Das Lo-Sheng-Sanatorium befindet sich in Neu-Taipeh, im Norden Taiwans. Wie das Mackay-Krankenhaus in Tamsui spielt auch dieses Sanatorium eine bedeutende Rolle in der Medizingeschichte Taiwans. Es handelt sich um die erste öffentliche medizinische Einrichtung dieser Art in Taiwan, die sich der Quarantäne und Behandlung von Leprapatienten widmete.
Lepra ist eine Infektionskrankheit, die sich durch engen Körperkontakt überträgt und einen starken Verfall des Gewebes verursacht. Die frühesten Aufzeichnungen zur Pflege von Leprapatienten in Taiwan stammen aus dem 18. Jahrhundert. Während der Qing-Dynastie wurde ein Pflegezentrum im Westen Taiwans errichtet. Erst während der japanischen Kolonialherrschaft wurden jedoch medizinische Behandlungsmaßnahmen für Leprapatienten eingeführt. Mit der Verfügbarkeit neuer Medikamente und verbesserten Lebensbedingungen der Patienten stellte sich in späteren Jahren die Frage nach der Zukunft des Lo-Sheng-Sanatoriums. In den 1990er-Jahren war geplant, das Sanatorium zu schließen und an seiner Stelle ein U-Bahn-Depot zu errichten.
Der geplante Abriss der historischen Stätte stieß jedoch auf erheblichen Widerstand seitens der Bevölkerung und der verbliebenen Patienten. Nach teils gewaltsamen Protesten wurde das Sanatorium 2009 als Kulturlandschaft und historisches Denkmal anerkannt. Schließlich ernannte das taiwanische Kulturministerium das Lo-Sheng-Sanatorium zu einer potenziellen UNESCO-Weltkulturerbestätte. Das Lo-Sheng-Sanatorium ist somit nicht nur ein bedeutender Ort in der Geschichte der Medizin, sondern auch ein Symbol für die Menschenrechtsbewegung in Taiwan.