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Episode 3: Pai Hsien Yung: „Treffpunkt Lotossee“ - Ein Klassiker über die Lebensgeschichte obdachloser Jugendlicher und ihr Königreich

  • 21-12-2024
Literarische Brücken - Literatur, die Grenzen überschreitet
Episode 3: Pai Hsien Yung: „Treffpunkt Lotossee“ - Ein Klassiker über die Lebensgeschichte obdachloser Jugendlicher und ihr Königreich

Pai Hsien Yung: „Treffpunkt Lotossee“ - Ein Klassiker über die Lebensgeschichte obdachloser Jugendlicher und ihr Königreich

 

Worum geht es in dem Buch?

Wegen einer sexuellen Handlung mit einem Schulpersonal im Schullabor wurde der Protagonist A Ching von der weiterführenden Schule verwiesen. Er entsprach dadurch nicht mehr den Erwartungen seines Vaters und wurde aus diesem Grund von zuhause rausgeworfen. A Ching flieht anschließend in einen Park, wo es ein Museum mit einem Kuppelgewölbe und einen Lotussee gibt. Das ist auch der Treffpunkt, an dem sich obdachlose Jugendliche in der Nacht treffen. In ihrem Königreich gibt es nur die dunkelsten Nächte, heißt es in dem Roman. Sind sie einmal von zuhause abgehauen, wandern diese Jugendlichen nur noch konfus auf den Straßen herum. Sie haben weder ein Dach über dem Kopf noch Lebensziele. 

Während des Lebens auf der Straße lernt A Ching verschiedene Menschen und ihre  ungewöhnlichen Lebensgeschichten kennen. Manchmal wird er von den tragischen Lebensgeschichten anderer Personen aufgerüttelt, sodass er wieder an seine Familie und seinen Vater denken muss. Aber der Widerspruch zwischen dem eigenen Willen und den Erwartungen des Vaters ist unvereinbar. Es hat sich eine irreparable Kluft gebildet. 

Der Roman stellt einerseits das Leben der Jugendlichen dar, die unter einem niedrigen Lebensstandard leiden und in der Unterschicht leben. Andererseits beschreibt der Autor die unterdrückte Lebenssituation und die inneren Konflikte von Homosexuellen, die in der damaligen Gesellschaft - Taiwan in den 70er Jahren - auch als soziale Minderheit zählten. 

 

Über den Roman und den Autor

Der Schriftsteller Pai Hsien Yung wurde 1937 geboren. Der Roman „Treffpunkt Lotossee“ wurde im Jahr 1983 als Roman publiziert. Eine deutsche Übersetzung ist im Jahr 1995 im Verlag Bruno Gmünder erschienen. Die Übersetzung ins Deutsche hat Astrid Ehlert geleistet. Eine französische Übersetzung „Garçons de cristal“ wurde im gleichen Jahr 1995 von André Lévy übersetzt und beim Verlag Éditions Flammarion herausgegeben. Der Roman wurde von Fernsehen, Theater und Film adaptiert. 

 

Was macht das Buch lesenswert?

Der Park mit dem Lotussee, der als Schauplatz im Roman dient, ist ein Königreich obdachloser Jugendlicher, die sich hier versammeln. Hier bestimmen sie über sich selbst und können über ihr Leben erzählen. Der Autor webt eine Reihe besonderer Lebensgeschichten von obdachlosen Jugendlichen in den Roman ein und beschreibt „das nächtliche Königreich“ mit glaubwürdigen Figuren. Als Sohn eines ehemaligen Offiziers hatte der Protagonist A Ching am Anfang eine vielversprechende Zukunft. Von dem Tag an, an dem er sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlte und erwischt wurde, ging alles schief…

Der Umgang mit dem Thema Homosexualität in einem Roman war damals im Erscheinungsjahr 1983 gesellschaftlich in Taiwan noch kaum verbreitet. Durch eine detaillierte Betrachtung des inneren Selbstwiderspruchs und der Ausgrenzung als Minderheit aufgrund von Homosexualität zeigt dieser Roman von dem Schriftsteller Pai Hsien Yung das Thema Nähe in der Öffentlichkeit.  

 

Daten zum Buch

白先勇

《孽子》

Erscheinungsjahr 1983

遠景出版事業有限公司

 

Pai Hsien Yung

Treffpunkt Lotossee

Erscheinungsjahr der deutschen Übersetzung 1995

Bruno Gmünder Verlag

ISBN 978-3861870210

Aus dem Chinesischen von Astrid Ehlert

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