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Folge 12 – Ewige Schönheit

  • 02-02-2023
Kleiner Museumsbesuch
Wei Jiuding (14. Jh.), Nymphe des Flusses Luo, 1368, Copyright © National Palace Museum
Kleiner Museumsbesuch
Wei Jiuding (14. Jh.), Nymphe des Flusses Luo, 1368 © National Palace Museum
Kleiner Museumsbesuch
Wei Jiuding (14. Jh.), Nymphe des Flusses Luo, 1368, Yuan-Dynastie (1279-1368) © National Palace Museum

Wei Jiuding (14. Jh.), Nymphe des Flusses Luo, 1368, Yuan-Dynastie (1279-1368), 90,8 x 31,8 cm, Copyright © National Palace Museum

 

In der letzten Folge des „Kleinen Museumsbesuchs“, der sich jedes Mal Informationen über ein Exponat aus dem Nationalen Palastmuseum vornimmt, haben wir uns mit den wertvollen Hühnertassen der Chenghua-Ära auseinandergesetzt. Heute geht es in den Bereich Malerei und um ein Gemälde der Nymphe des Luo Flusses.

Das Gemälde im Hochformat ist typisch für vergleichbare Werke aus der Yuan-Dynastie, die von 1279 bis 1368 andauerte, angeordnet: Es gibt einen Fluss und zwei Ufer, einen Tiefeneffekt und weiträumige Landschaft. Im Vordergrund steht eine Frau mit langen, wehenden Gewändern, kunstvoll verknoteten Haaren und einem Fächer in der Hand, der wiederum mit einer gezeichneten Berg- und Flusslandschaft dekoriert ist. Zwischen dem Vordergrund und der Fernsicht gibt es eine Leerstelle, die durch ein Gedicht gefüllt wird, zu dem wir gleich noch kommen werden.

 

Das Werk wurde vom Künstler Wei Jiuding (衛九鼎, Wèi jiǔdǐng) geschaffen, der aus Tiantai (天台县, Tiāntāi Xiàn) in der Provinz Zhejiang (浙江, Zhèjiāng ) stammt und im 14. Jahrhundert tätig war. Er war ein Landschafts- Figuren- und „Lineal“maler und führte die Schriftrolle in feinen sogenannten „Baimiao“-Tintenlinien aus. Baimiao lässt sich etwa mit „einfache Zeichnung“ übersetzen. Es ist eine Pinseltechnik, die ganz feine, sehr kontrollierte Umrisszeichnungen mit Tusche ermöglicht und auf Lavierungen oder breit aufgetragene Farbe verzichtet. Gerade für die Figurenmalerei wird diese Technik gern verwendet, da man hier genauer zeichnen kann. Doch welche Frauenfigur ist hier nun eigentlich dargestellt?

Wei Jiuding malte die Göttin des Luo-Flusses. Während andere Darstellungen das Thema weitaus komplexer behandelten, konzentrierte er sich fast ausschließlich auf die Flussnymphe selbst. Ihre fließenden Gewänder, die wild aber geschmeidig im Wind flattern, winden sich wie ein in den Himmel emporsteigender Drache. Sie unterstreichen die temperamentvolle Schönheit der Göttin, die geheimnisvoll auf den Wellen des nebligen Flusses zu schweben scheint.

Der Legende nach soll die Göttin des Luo-Flusses Fufei gehießen haben. Sie war eine Tochter des mythischen Herrschers Fuxi und ertrank im Luo Fluss. Der berühmte Dichter Cao Zhi (曹植), der von 192-232 in der Zeit der Drei Königreiche lebte, verewigte sie in der „Ode an die Göttin des Luo-Flusses“ als Inbegriff weiblicher Schönheit.

Über der anmutigen Frau ist auf der rechten Seite des Gemäldes die bereits genannte Inschrift angebracht. Der Text stammt vom Künstler Ni Zan (倪瓚), der von 1301 bis 1374 lebte und das Gedicht im Jahr 1368 verfasste. Zur selben Zeit wird vermutlich auch die Malerei von Wei Jiuding entstanden sein. Es ist das einzige Gemälde des Künstlers in der Sammlung des Nationalen Palastmuseums und daher ein seltenes und wertvolles Kunstwerk.

Ich hoffe, Sie finden es ebenso spannend und wunderschön wie ich und kommen beim nächsten Mal wieder mit zum „Kleinen Museumsbesuch“. In Folge 13 wird es um einen eingerollten Drachen gehen.

Redaktion

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