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Auf dem Weg zur Scooter-Wende?

  • 05-06-2023
Klimakrise und Taiwan
Politischer Rückenwind für die Scooter? Präsidentin Tsai Ing-wen vor einer Batterie-Austauschstation (Quelle: CNA)
Klimakrise und Taiwan
Das derzeit populärste Gogoro-Modell, der VIVA MIX Smartscooter, kostet etwa 2000€ (Quelle: Gogoro)
Klimakrise und Taiwan
Rushhour in Taipeh: ein Scooter-Schwarm wartet auf grünes Licht (Quelle: CNA)

E Scooter auf der Überholspur

Taiwan ohne Scooter? Unvorstellbar. Egal zu welcher Tageszeit, der Scooter ist von den Straßen nicht wegzudenken. Und hat eine ganz eigene Mobilitätskultur hervorgebracht: Ob allein, Paare, Freunde oder Familien, mit Kindern oder Hund, mit Einkäufen oder Möbelstücken – in Taiwan werden die Zweiräder in kreativer Form auf verschiedenste Weise „besetzt“. 23 Millionen Menschen besitzen 14 Millionen Scooter. Das bedeutet, dass sich durchschnittlich zehn Taiwanerinnen und Taiwaner sechs Roller teilen. Diese Dichte ist weltweit einzigartig.

Gründe für die Beliebtheit der platzsparenden Scooter gibt es einige. „Bequem, spart Zeit und günstig ist es auch“ fasst etwa die 35-jährige Lai Ying-Shian (賴盈先) zusammen, bevor sie auf ihrem Roller davonfährt.

Die taiwanische Regierung setzt seit einigen Jahren zunehmend auf die Förderung von E-Scootern. Diese sparen nicht nur CO2-Emissionen ein, sondern verbessern auch die Luftqualität in Taipeh und anderen Städten signifikant.

Wissenschaftlerin Lisa Hsieh (謝依芸) von der National Taiwan University hat mit ihrem Team verschiedene Verbrenner- und E-Scooter-Modelle auf dem taiwanischen Markt untersucht und kommt zu dem Schluss, dass gemäß der Klimaziele bis 2050 etwa 90% der Zweiräder elektrisch fahren müssten. Aktuell seien E-Scooter noch immer die kostspieligere Wahl: „Die staatlichen Förderungen dürfen nicht auslaufen und wir brauchen zunehmend höhere Standards für Verbrennungsmotoren.“

Ein entscheidender Akteur im Rahmen des Aufschwungs der E-Mobilität in Taiwan ist das Unternehmen Gogoro. Es ist der mit Abstand größte taiwanische E-Scooter Produzent und dominiert den Absatzmarkt mit einem Anteil von über 90%. Charakteristisch sind die in wenigen Sekunden austauschbaren Batterien, die es an über 2000 Stationen im ganzen Land gibt. Das Austauschen ist damit wesentlich einfacher und schneller als ein stationäres Aufladen. In Taipeh ist das Netz an Tauschstationen mit einer Dichte von mehr als einer Station pro Quadratkilometer besonders gut ausgebaut, im nächsten Schritt sollen insbesondere ländliche Räume besser angeschlossen werden.

Ab 2040 soll es dann vorbei sein mit der Zulassung von neuen Verbrenner-Rollern. Für Forscherin Hsieh dürfte es gerne noch schneller gehen. Sie beziffert die durchschnittliche Lebensdauer der Scooter auf 16 Jahre, somit wäre ein Verkaufsstopp schon fünf bis zehn Jahre früher nötig. Zugleich sei das E-Scooter-Modell nur dann wirklich nachhaltig, wenn Taiwan seine Ziele zur Energiewende konsequent verfolge. Auch wenn es noch einige Fragen zur taiwanischen Mobilitätswende gibt, eines scheint sicher: die Taiwanerinnen und Taiwaner dürften in jedem Fall auch in Zukunft auf zwei Rädern über die Insel fahren.

Redaktion

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